Mama und alleinerziehend: 3 Gespräche mit starken Powerfrauen

Triggerwarnung: Dieser Text enthält Bezüge zu Gewalt in der Ehe.

In Deutschland waren laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2019 rund 2 Millionen Mütter und etwa 400.000 Väter alleinerziehend. Das stellt die betroffenen Elternteile vor große Herausforderungen, bringt aber auch schöne Seiten mit sich. Wir haben mit drei starken Frauen darüber gesprochen, wie ihr Leben als alleinerziehende Mama aussieht. Yvonne hat uns erzählt, wie es ist, aus einer toxischen Beziehung auszubrechen. Mit Jara haben wir über den Kanal „One Mom Show“ gesprochen, und warum es wichtig ist, alleinerziehenden Mamas die Möglichkeit zu geben, sich zu vernetzen. Jenny hat eine eindrucksvolle Botschaft an alle Mamas da draußen!


Hallo liebe Yvonne, willkommen! Könntest du damit beginnen uns zu erzählen, wer du bist? 


Foto von @mamiglueckhoch4

Mein Name ist Yvonne, ich bin 41 Jahre alt und Mama von 4 Kindern im Alter zwischen 17 Jahren und nun 5 Monate. Ich bin mit 23 Jahren das erste Mal Mama geworden und war danach relativ schnell alleinerziehend.  

Wie ist die Trennung für dich verlaufen? 

Die Beziehung hat nicht gehalten und es war ein langer Weg, eine Elternebene zu finden. Aber heute klappt das prima und mein Sohn hat eine tolle Beziehung zu seinem Papa und dessen Familie. Ich war dann lange viele Jahre alleinerziehend und habe meinen Exmann kennen gelernt. Wir haben geheiratet, als mein Großer 9 war und ich habe dann aus dieser Ehe 2 Kinder bekommen. Zur Trennung kam es deshalb, weil es eine Gewaltehe war. Die Beziehung zu dem Papa ist gescheitert, weil ich da leider nie glücklich geworden wäre. Es war mehr ein Geben als eine auf Augenhöhe und respektvolle Beziehung. 

Was sind Herausforderungen, die sich für dich als alleinerziehende Mama ergeben haben? 

Eins meiner Kinder hat nun viele Beeinträchtigungen davongetragen. Ich würde sagen, das ist mit die größte Herausforderung im Alltag, viele Therapien, die mein Kind deswegen braucht und das terminlich zu den anderen Kindern gewuppt zu bekommen. Und auch die Kraft und Stärke immer zu halten. Mein 4. Kind ist nun 5 Monate alt und hat sich ganz überraschend in unser Leben geschlichen. Ich hatte viele Ängste, ob ich das alles auch schaffen werde. Aber ein Leben ohne diesen Sonnenschein ist nun undenkbar. 

Würdest du rückblickend etwas anders machen? 

Heute würde ich mich aus unglücklichen toxischen Beziehungen viel schneller lösen. Wobei ich aber erstmal, nach den ganzen Erfahrungen der letzten harten Jahre, meine Zeit für mich brauche und allein sein möchte. Das Wohl meiner Kinder steht für mich an erster Stelle. 

Gibt es etwas, das du anderen alleinerziehenden Mamas mitgeben möchtest? 

Wenn ihr in einer unglücklichen oder gar toxischen Beziehung steckt oder euch gar in einer gewaltvollen Beziehung befindet, dann bitte sucht euch Hilfe. Die bekommt ihr. Ansonsten versucht mit dem Kindsvater eine Elternebene zu finden, euer Kind wird es euch später danken. 

Vielen Dank liebe Yvonne für das Gespräch!



@jaronella

Hallo liebe Jara, willkommen! Könntest du damit beginnen uns zu erzählen, wer du bist? 

Ich bin Jara, Mutter eines 2 1/2-jährigen Sohnes und wir leben in einer Ein-Eltern-Familie in Hamburg. Ich arbeite im Prinzip Vollzeit. 30 Stunden im Vertrieb für einen Konzern, einen Tag die Woche arbeite ich freiberuflich als Moderatorin und hoste den RBB-Instagram-Kanal „@onemomshow_offiziell“, ein Kanal für andere Mamas, die das Leben alleine mit ihren Kindern rocken (also eine One Mom Show schmeißen). Viel Freizeit und Zeit für mich habe ich ehrlich gesagt momentan nicht. Neben Arbeit, Haushalt und Kind bleibt wenig „Ich-Zeit“. Noch, denn hier arbeite ich stetig dran auch diesen Teil wieder etwas mehr in Balance zu bekommen. Mit dem Älterwerden des Kindes wird es einfacher. Grundsätzlich mache ich gerne Sport, Esse unglaublich gerne leckeres Essen, bin gerne unter Freunden und wenn ich mal richtig Zeit habe, dann lese ich am liebsten Krimis.

Wie sprichst du mit deinem Kind darüber, dass Mama und Papa nicht mehr zusammenleben? 

Schwieriges Thema und sicher das, wo viele von uns sich schwertun. Noch ist er klein und fragt nicht wirklich, aber natürlich sieht er in der Kita, bei Freunden etc., dass andere einen Papa haben und er leider nicht. Wir haben ein schönes Buch, was wir oft lesen, die „Mondpapas“. Auch so achte ich darauf, dass wir Bücher haben die nicht immer nur das klassische „Mutter-Vater-Kind“ System zeigen damit er einfach sieht, dass es Vielfalt gibt und es einfach nur andere Formen der Familie sind, aber keiner fehlt oder etwas komisch ist. Irgendwann wird das sicher nicht reichen und dann bin ich mir sicher, dass wir gemeinsam einen Weg finden auch damit klarzukommen. Ich kann ihn nicht davor beschützen, dass er irgendwann verstehen muss, dass sein Vater keinen Teil (momentan) von seinem Leben sein möchte. Aber ich kann ihm helfen, damit umzugehen und ihm erklären, dass es nicht an ihm liegt.

Wie du schon erwähnt hast, hast du „One Mom Show“, eine Community für alleinerziehende Mamas ins Leben gerufen. Magst du uns kurz erklären, was auf diesem Kanal passiert?

Das Leben als Alleinerziehende Mama ist einfach oft eine One Mom Show, denn Mama macht alles. Gemeinsam mit dem RBB produzieren wir hier Content von Alleinerziehenden für Alleinerziehende. Im Prinzip geht es darum, gemeinsam den täglichen Spagat zwischen Kindern, Job, Haushalt, Freunden, Finanzen, Familie, uns selbst, Hobbys und und und zu meistern. Es gibt viele Interviews zu spannenden Themen, Informationen zu aktuellen Geschehnissen, wir stellen andere Alleinerziehende auf dem Kanal mit ihren Geschichten vor oder meckern auch mal über Dinge, die uns echt nerven. Hinzu kommt eine große Portion Humor und Empowerment, denn das, was wir so jeden Tag meistern, darf auch ruhig mal gesehen und gefeiert werden. Und wer jetzt neugierig geworden ist, am besten einfach mal selbst vorbeischauen, kostet ja nichts und selbst für nicht Alleinerziehende ist hier einiges dabei, was sicher spannend ist.

Warum brauchen alleinerziehende Mamas eine gemeinsame Community?

Neben all den praktischen Problemen und natürlich den vielen Gefühlen, die das hochschwanger Verlassen werden in mir ausgelöst hat, habe ich mich am Anfang vor allem allein gefühlt, ausgeschlossen. Als wäre ich als Einzige in dieser Situation, was natürlich Unsinn ist. Wie viele andere hatte ich mich aber nie damit auseinandergesetzt, was es heißt, alleinerziehend zu sein, bis es mich selbst getroffen hat. Eigentlich unglaublich: Jede oder jeden von uns kann es treffen und bei den hohen Scheidungsraten ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Zusätzlich habe ich mich von vielen Angeboten für Alleinerziehende nicht angesprochen gefühlt, weil sie sich vorwiegend an finanziell schlechter gestellte Mütter richten. Es ist gut und wichtig, dass das aufgefangen wird. Aber auch wenn ich in dieser Hinsicht privilegiert bin, war ich oft genauso überfordert und erschöpft, konnte aber viele Angebote nicht wahrnehmen. Mittlerweile habe ich die Anfangsschwierigkeiten überwunden und mithilfe eines guten Netzwerks meinen Weg gefunden. Was mich trotzdem immer noch umtreibt sind die vielen Ungerechtigkeiten, mit denen wir Alleinerziehende konfrontiert sind, zum Beispiel steuerlich, und wie wenig wir gesellschaftlich und politisch stattfinden beziehungsweise anerkannt werden. Der Austausch mit anderen Hilft, einfach weil man nirgends so verstanden wird wie von Leuten, die ähnliches erlebt haben.

Danke für das tolle Gespräch liebe Jara!


Hallo liebe Jenny, willkommen! Könntest du damit beginnen uns zu erzählen, wer du bist? 

@jennysofia___

Ich bin Jenny, 29 Jahre alt und stolze Mami einer 3-jährigen bezaubernden Tochter. Alleinerziehend bin ich seit etwas über 1 Jahr und habe es bis heute noch nicht ganz begriffen, dass meine Tochter nicht wie ich gemeinsam mit Mama und Papa aufwachsen wird. Trotzdem versuche ich, Papa und Mama in einem zu sein. Dies gelingt mir mal mehr und natürlich auch mal weniger! Mir ist es jeden Tag wichtig, dass meine Tochter einen geregelten Tagesablauf hat. Ich habe einen tollen Beruf, für mich MEIN Traumberuf! Ich arbeite in einer bekannten Schönheitschirurgie und merke, dass mich dieser Beruf sehr glücklich macht! Mir war es immer wichtig, dass ich mir alles selbst aufbaue und ermögliche. Darauf bin ich stolz. 

Wie ist die Trennung für dich/ für euch verlaufen? 

Die Trennung kam im Grunde langsam und schleichend. Es war nicht von heute auf morgen vorbei. Es lief leider lange nicht mehr so toll, wie es sein sollte. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, glückliche getrennte Eltern zu sein, anstatt ständig schlecht gelaunt und gestresst zu sein, weil es zu Hause keine Harmonie zwischen Papa und Mama mehr gab. Trotzdem fühle ich mich bis heute schlecht, Sofia nicht die Familie zu bieten, welche ich selbst als Kind hatte und bis heute habe. 

Was sind Herausforderungen, die sich für dich als alleinerziehende Mama ergeben haben?

Als Herausforderung nehme ich ganz klar wahr, dass es als Alleinerziehende finanziell oft schwerer ist. Wenn man selbst mal krank ist, muss man trotzdem zu 100% funktionieren und man muss immer gucken, dass man eine tolle Betreuung für das Kind hat, selbst wenn es nur um 45 Minuten geht in denen man „mal eben“ zur Sonnenbank fahren mag. Man ist eben 24/7 zu 100% Mama – zumindest ist das bei mir so, da Sofias Papa 1 Stunde entfernt von uns wohnt und nicht mal eben einspringen kann. 

Gibt es etwas, das du anderen alleinerziehenden Mamas mitgeben möchtest?

Ich möchte allen Mamis Mut machen, stark zu sein! Wie Frauen sind unglaublich stark und schaffen so viel! Ich selbst stand etliche Male vor der Entscheidung, mich zu trennen, habe es aber aus dem Grund nicht getan, da ich dachte, dass ich es allein finanziell und auch körperlich nicht schaffen könnte. Jetzt bin ich schlauer, jetzt weiß ich, dass ich viel besser dastehe als vorher und bin stolz darauf, mich selbst neu kennengelernt zu haben!

Eine wundervolle Botschaft, der wir voll zustimmen. Danke liebe Jenny!


Merci Maman fertigt personalisierten Schmuck mit deiner persönlichen Wunschbotschaft. 

Du möchtest keine Neuigkeiten von Merci Maman mehr verpassen? Melde dich hier zu unserem Newsletter an.