Mentor Me: Verena

Liebe Verena, stelle dich doch bitte einmal in Form von fünf Fakten vor.

  1. Ich bin gebürtige Mannheimerin und wohne seit 2002 in Berlin. Innerhalb von Berlin bin ich insgesamt vier Mal umgezogen. Ich glaube das ist relativ selten für Berliner Verhältnisse.
  2. Heute lebe ich mit meinem Mann und unseren zwei Töchtern in Berlin-Weißensee.
  3. Aktuell arbeite ich als Freelancerin im Bereich Marketing & PR.
  4. Seit kurzem ernähre ich mich vegan und teile meine Erfahrungen über diesen Instagram-Account: Vegan.Newbie2020
  5. Ich liebe Networking und freue mich – insbesondere in Zeiten von Corona – mich mit neuen Bekanntschaften digital zu vernetzen.

Seit Mitte des Jahres bist du nun Teil des MentorMe-Programms, erzähle uns doch ein bisschen von deinen Erfahrungen Teil des Netzwerks zu sein.

Zunächst habe mich wahnsinnig gefreut als ich erfahren habe, dass es mit dem Stipendium geklappt hat. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle an Merci Maman! Das Programm ist mit der Kombination aus Mentoring, Training und Networking wie für mich gemacht. Fangen wir mal beim Mentoring an. Ich bin – für MentorMe zwar unüblich – mit einen männlichen Mentor, gematcht worden. Das hat mich anfangs ein ganz klein wenig irritiert. Heute bin ich allerdings sehr froh, dass er mein Mentor ist und wir haben uns sehr gut miteinander „eingegroovt“. Mentoring ist eine absolute Vertrauenssache und da muss einfach die Chemie stimmen. Das Kernthema meines Mentors Robert Frischbier ist Vereinbarkeit und das passt auch sehr gut zu meiner aktuellen Lebenssituation mit zwei kleinen Kindern.

Die zweite Säule, also die Trainings, weiß ich auch sehr zu schätzen. Zuletzt habe ich an einem super spannenden Workshop zu Personal Branding bei Christina Richter teilgenommen. Ich versuche bei möglichst vielen Trainings und Workshops dabei zu sein und war über MentorMe schon im Bundespresseamt, bei einem Abend mit Consultants bei Ernst & Young, in einem Rhetorik-Seminar und bei einem sehr inspirierenden Grundlagenworkshop zur gendergerechten Sprache von Fairlanguage. Meine Lieblings-Disziplin ist allerdings die des Networkings. Abgesehen von den organisierten Networking Events bin ich ein großer Fan des „natürlichen Netzwerkens“, das eher ungezwungen und oftmals einfach nebenbei passiert. Zuletzt habe ich auch eine super schöne Erfahrung über die geschlossene Facebook-Gruppe von MentorMe gemacht. Ich hatte eine spezifische Fachfrage zu SEO und habe in der Gruppe um Rat gefragt. Gemeldet hat sich ausgerechnet eine Frau, die mir nicht nur in puncto SEO weiterhelfen konnte, sondern auch noch über das spezifische Branchenwissen verfügte, das ich in diesem Moment gebraucht habe. So ein Zufall! Das hat mich total gefreut und ich liebe solche Ereignisse einfach. Grundsätzlich ist mir positiv aufgefallen, dass die Hilfsbereitschaft bei MentorMe absolut hoch ist und dass es sich lohnt, Fragen zu stellen und um Hilfe zu bitten. Es gibt ja bekanntlich keine blöden Fragen und das Netzwerk ist ein Riesenfundus an kompetenten Frauen, die gerne bereit sind, ihr Wissen, ihr Knowhow und ihre Kontakte zu teilen.

Wie hat sich dein Projekt im Laufe des Mentee-Programms geformt bzw. verändert?

Mein ursprüngliches Gründungsvorhaben einer digitalen Hochschule habe ich nach anfänglicher Euphorie erst mal auf Eis gelegt. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich die Idee eines Tages wieder auftauen und aufleben lassen werde. Es war wie eine kurze Sommerliebe. Ich hatte die zündende Idee, schrieb meinen Businessplan, fragte viele kompetente und gründungserfahrene Menschen um Rat und erhielt wertvolle Feedbacks. Die wichtigste Erfahrung, die ich auf meiner kleinen Gründerreise machen durfte, ist die ermutigende Erkenntnis, wie viele Menschen mich mit Rat und Tat unterstützt haben. Gleichzeitig hat sich so mein Blickwinkel auf Gründer*innen und Unternehmertum geschärft. Ich habe großen Respekt vor der Risikobereitschaft, der Disziplin und vor allem vor dem Durchhaltevermögen, das es braucht um langfristig erfolgreich zu sein.

Erzähle uns doch bitte etwas von deinem aktuellen Projekt.

Aktuell bin ich trotz Corona als Marketing & PR-Freelancerin recht gut ausgelastet. Ich berate aktuell eine tolle Female Founderin, die sogar gewisse Parallelen zu der Merci-Maman-Gründerin hat. Die Gründerin Sammar Rath ist auch Mutter von drei Kindern. Durch das gemeinsame Basteln mit ihren eigenen Kindern kam ihr erst die Business-Idee einer anlassbezogenen Rundum-Sorglos-Bastelbox für Kinder. Kurz vor Ostern hat sie ihren Webshop Feelou ins Leben gerufen. Durch Corona findet ja aktuell wieder eine große Rückbesinnung auf die Kernfamilie statt. Vor Corona fand das Berufs- und Familienleben oft unter einem erheblichen Maß an Zeitnot statt. Hohe Flexibilität in der Arbeitswelt und permanentes Unterwegssein wurden ab einem bestimmten Punkt allerdings nicht mehr nur als Bereicherung, sondern auch als erdrückend empfunden. Deshalb suchen immer mehr Familien nach Möglichkeiten der Entschleunigung. Und Entschleunigung finden zur Zeit viele auch in häuslichen Tätigkeiten wie dem gemeinsamem Kochen oder Basteln für den Mutter- oder Vatertag.

Wir unterstützen mit unserem Mentoringstipendium ja insbesondere Mütter. Wie empfindest du die derzeitige Situation von arbeitenden Müttern & wo gibt es in unserer Gesellschaft & Politik noch Nachholbedarf?

Ich kann dieses Thema nicht beantworten ohne die Corona-Krise außer Acht zu lassen. Auffällig ist ja die Tatsache, dass in der medialen Aufmerksamkeit zunächst die gefährdeten Risikogruppen sowie das Gesundheitssystem und die Wirtschaft im Fokus standen. Erwerbstätige Eltern werden immer als selbstverständliche Unterstützer der Krise mit einkalkuliert. Mütter und Väter sind meines Erachtens jedoch genauso systemrelevant. In den letzten Tagen erst machte der Hashtag von Mareice Kaiser, Chefredakteurin von Edition F, auf das Thema aufmerksam. Über den Hashtag #coronaeltern finden sich Geschichten von überlasteten Müttern und Vätern, die am Rande des Nervenzusammenbruchs stehen. Dieser Thematik wurde bisher viel zu wenig Gehör geschenkt.

Gleichzeitig bin ich der Meinung, dass diese Corona-Krise Themen, die vorher schon da waren, nun erst recht zu Tage treten. Stichwort: Unbezahlte Care-Arbeit. Ich kenne Familien, die sich den Tag derart effizient gestalten müssen, so dass sie der Lohnarbeit einerseits und der Kinderbetreuung andererseits einigermaßen gerecht werden können. In dem Beispiel aus meinem Bekanntenkreis steht der Vater morgens um 4 Uhr auf, fängt an zu arbeiten und kann dann ab mittags die Kinder übernehmen. Die Lohnarbeit der Mutter beginnt dann erst am Abend. Die Mutter erzählte mir, dass sie noch bis spät in die Nacht arbeitet. Man kann sich gut vorstellen, dass da kaum ein Mini-Freiraum für Regeneration, Reflexion oder Freizeit übrig ist. Mal abgesehen davon, dass nach einem Vormittag mit ein oder mehreren Kleinkindern auch die Nerven blank liegen. Ich denke aber auch an die vielen Alleinerziehenden, die die Mehrfachbelastung aus Job, Kinderbetreuung, möglicherweise auch noch Homeschooling irgendwie alleine wuppen müssen. Das ist eine enorme Belastungsprobe und ich kann vor diesem Hintergrund den Ruf nach einem #coronaelterngeld sehr gut nachvollziehen.

Die unbezahlte Care-Arbeit ist wahrscheinlich das offenkundigste Thema. Über die Hälfte der Mütter in Deutschland arbeitet in Teilzeit, im Durchschnitt 17 Stunden in der Woche. Folglich steuern Mütter auch nur 25 Prozent zum Haushaltseinkommen bei und sind somit bei einer Trennung und auch in puncto Altersvorsorge schlechter abgesichert. Nachholbedarf sehe ich aus diesem Grund in einer flexibleren Arbeitszeitgestaltung bei deutschen Arbeitgebenden und zwar nicht nur als Pseudo-Benefit in den Stellenausschreibungen, sondern auch als gelebte Realität. Ich wünsche mir eine 30 hrs-Woche für beide Elternteile, denn moderne Väter wollen ihre Kinder auch beim Aufwachsen begleiten. Ich wünsche mir, dass der Staat Väter noch mehr darin bestärkt, in Elternzeit zu gehen und die Betreuungsangebote weiter ausbaut. Aus der Gesellschaft wünsche ich mir mehr Anerkennung davor, was Mütter und Väter – abgesehen von Corona – jeden Tag leisten.

Es gibt noch etliche weitere Themen, die mir angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung für arbeitende Mütter in den Sinn kommen. Angefangen bei der finanziellen Anerkennung von Care-Berufen bis hin zum Gender Pay Gap von immer noch 21% Differenz, aber das können wir auch gerne beim nächsten Mal besprechen.

Vielen Dank für das tolle Interview Verena!

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