Mit Liebe aus dem Dschungel – Nathalie @mom_and_a_half_man

Hätte ich nur ein Wort um mich zu beschreiben, wäre dieses Wort vermutlich Nomadenmädchen. Seit ich denken kann, bin ich neugierig auf fremde Kulturen, neue Orte und Abenteuer. Mir reicht es nicht, Bilder zu sehen oder Filme. Ich möchte ganz und gar eintauchen, Teil sein. Ich möchte Orte riechen, fühlen,hören und schmecken. Erleben, mit allen Sinnen. Abseits ausgetretener Pfade.

Als ich von meiner Schwangerschaft erfuhr, dachte ich, dass dieses Leben nun einem neuen, geordneten Leben weichen muss. 

Als sich abzeichnete, dass ich alleinerziehend sein würde, war mir klar, dass ich diese Freiheit nun für viele Jahre nicht mehr erleben kann.

Doch es kam anders. Noch während der Schwangerschaft versprach ich mir – und meinem ungeborenen Kind – dass ich nicht aufhören werde zu leben. Dass ich alles tun werde, um uns beide glücklich zu machen. Ich spürte, dass sich mein Leben verändern würde, aber wie sehr, das konnte ich nur erahnen.

Nach den ersten Wochen war ich unendlich müde, das letzte woran ich dachte, war wohl, fremde Länder zu bereisen. Schlaf wurde zur wertvollsten Währung.

Ich erinnere mich noch an die eine schlaflose Nacht, Marvel war endlich wieder eingeschlafen und ich scrollte durch meinen Feed. Ich sah die Werbung einer Fluggesellschaft und klickte wie ferngesteuert auf die Angebote. Entgegen sprang mir Schweden. Verdammt, sieht das schön aus. Und dann durchzuckte mich ein Gedanke. Müde werde ich überall sein, schlaflose Nächte werde ich überall haben, wieso nicht einfach sehen, wie es ist, woanders müde zu sein. So einfach loszureisen, mit einem 6 Wochen alten Baby kam mir auf einmal gar nicht mehr so beängstigend vor. 

Und siehe da, es klappte. Nicht mühelos, das ganz sicher nicht, aber es war eine so schöne Erfahrung, dass der Startschuss für das Nomadenmädchen 2.0 gelegt war.

Von nun an eroberte ich die Welt nicht mehr allein, sondern Hand in Hand mit meinem kleinen Lieblingsmenschen. Der beste Travelbuddy den ich mir wünschen konnte.

Oft werde ich gefragt, ob ich keine Angst habe, mit einem Kleinkind zu verreisen. Und ich muss sagen, nein, habe ich tatsächlich nicht. Weil wir nie alleine sind. Wir lernen immer neue Familien kennen, mit Kind wird man niemals im Regen stehen gelassen und uns wurde bisher immer geholfen. Viele Augenblicke hätte ich ohne Marvel niemals erlebt, viele Blickwinkel wären mir verborgen geblieben. Durch ihn sehe ich alles nochmals – wortwörtlich – aus einer anderen Perspektive. 

Es folgten unzählige Reisen. Immer Low Budget. Immer wir beide. Rucksackreise durch Thailand, Roadtrip durch Schottland, mit dem Campervan durch Portugal, zelten in Österreich, einmal quer durch Kuba. Insgesamt hat Marvel mittlerweile mit seinen vier Jahren 19 Länder bereist.

Je mehr ich von der Welt sah, je mehr mir bewusst wurde, wie frei Kinder aufwachsen können, desto beengter fühlte ich mich in Deutschland. Wir lebten in Berlin, mehr Freiheit zu finden, wird in Deutschland schwierig. 

Das und der immer stärker werdende Druck – auch von finanzieller Seite – drohte, mich zu erdrücken. Gesundheitlich hatte ich im letzten Jahr sehr zu knabbern, bis ich dann zum Ende des Jahres in einen Burnout rutschte.

Ich war gefangen im Funktionieren, arbeitete scheinbar niemals enden wollende To Do Listen ab und wurde immer unglücklicher. Ein Hamsterrad. Mir dämmerte, dass ich hier die Notbremse ziehen muss, wenn ich weiterhin eine starke, verlässliche und glückliche Mutter für Marvel bleiben möchte.

Daher erklärt sich der nächste Schritt fast von selbst, ich buchte Oneway Tickets nach Thailand. Ich würde (noch) nicht sagen, dass wir ausgewandert sind, aber vermutlich sind wir auf dem Weg dorthin. Ich möchte dieses wundervolle Land erleben, ohne den Rückflug im Nacken zu haben. Aber mit der Sicherheit, dass ich jederzeit zurück kann, sollte das Heimweh nicht mehr auszuhalten sein. Ich möchte mich auf dieses Land einlassen. Ein Land, in dem es darum geht, was mich ausmacht, nicht was ich arbeite. Ich möchte Marvel sehen, wie er barfuß und mit glucksendem Kinderlachen über Wiesen und Strände rennt, auf Palmen klettert und geliebt wird. Nicht nur von mir, sondern auch von allen, die ihm begegnen. Ich brauche Freiheit. Er braucht Freiheit.

Dies ist der erste Schritt von ganz vielen, aber er fühlt sich gut und richtig und warm an. Ich möchte euch gerne mit auf unsere Reise nehmen. Mit allen Höhen und Tiefen, schonungslos ehrlich. 

Auf meinem Account mom_and_a_half_man berichte ich regelmäßig und ich freue mich, euch künftig auch hier exklusive Einblicke in unsere Welt geben zu dürfen.

Neben Packlisten, Reisetipps und dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben, beantworte ich euch in den kommenden Wochen all eure Fragen.

Ich freue mich auf neue Wegbegleiter.

Mit Liebe aus dem Dschungel

Nathalie & Marvel